Fuss- und Sprunggelenkchirurgie | Kantonsspital GR

Fuss- und Sprunggelenkchirurgie

Unsere Füsse tragen uns während unseres Lebens durchschnittlich 160'000 km weit. Sie sind die Grundpfeiler unseres Bewegungsapparates und halten uns im Gleichgewicht. Die tagtägliche Belastung machen sie anfällig für Verletzungen, Deformitäten und Überlastungsschäden.

Das Sprunggelenk vereint in besonderer Weise Beweglichkeit und Stabilität, die für ein flüssiges und harmonisches Gangbild verantwortlich sind. Die Stabilität kann durch Verletzung der Bänder beeinträchtigt werden. Fehlstellungen und Arthrose lassen die Beweglichkeit schlechter werden. Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung können viele Beschwerden am Sprunggelenk noch ohne Operation therapiert werden. Falls ein Eingriff notwendig wird, kann eine Vielzahl von Operationen inzwischen mit minimalinvasiven Verfahren (Arthroskopie) durchgeführt werden.

Die einzigartige Anatomie des Fusses vermag den Belastungen häufig ein Leben lang zu widerstehen. Bisweilen kommt es jedoch im komplexen Zusammenspiel der Vielzahl von Gelenken, Knochen und Sehnen zu Abnutzungen oder Ermüdungen, die in schmerzhaften Fehlstellungen münden. Sind konservative Strategien mit Schuhzurichtungen oder Einlagenversorgungen nicht mehr ausreichend, muss eine detaillierte Diagnostik der Problematik erfolgen, um die optimale Behandlung zu definieren.

Selten führen auch angeborene oder in der frühen Jugend erworbene Veränderungen zu falschen Belastungsmustern, die operativ korrigiert werden müssen. Die genaue Kenntnis der speziellen Struktur des Fusses sowie die langjährige Erfahrung mit den individuell auf den Patienten angepassten Methoden sind die Voraussetzung für einen erfolgreichen Eingriff.
 

Behandlungsspektrum

Der Hallux valgus ist eine häufige Fehlstellung, bei der familiäre Veranlagungen sowie das Schuhwerk eine entscheidende Rolle spielen. 

Oft kommt es neben der offensichtlichen Abweichung der Grosszehe hin zur zweiten Zehe zu Beschwerden innenseitig am "Ballen". Die Druckprobleme über dem Knochen des ersten Mittelfuss-Strahls mit Rötung und Schmerzen im Schuhwerk sind die ersten Anzeichen einer notwendigen Korrektur durch eine Operation.

Bei der Operation müssen die ursprünglichen Winkel zwischen den einzelnen Knochen wiederhergestellt werden. Damit werden die Gelenke zentriert und die Fehlstellung aufgehoben. Für eine nachhaltige und über Jahre bleibende Korrektur muss dabei der Knochen durchtrennt werden. Dies geschieht unter Narkose oder regionaler Anästhesie. Nach der Durchtrennung wird der Knochen in der optimalen Position verschraubt.

Da es sich um eine Intervention am Knochen handelt, ist die Heilungszeit mit der einen Knochenbruches vergleichbar. Für die Zeit von circa sechs Wochen wird ein spezieller Schuh, der die Operationsstelle schützt, notwendig. Gehstöcke erleichtern in den ersten Tagen das Laufen, da der Fuss teilweise entlastet werden kann. 

Meistens sind die zweite und die dritte Zehe von dieser Fehlstellung betroffen, bei der die kleinen Gelenke der Zehe in Beugung einsteifen. Die Zehen können nicht mehr gestreckt werden und es kommt zu Druckstellen im Schuh oder Überlagerung mit anderen Zehen. Mitunter treten Hammer- / oder Krallenzehen mit einem Hallux valgus auf oder kommen alleine vor.

Eine Operation ist erst dann erforderlich, wenn Einlagen oder Polster sowie kleine Bandagen nicht mehr ausreichen, um den Druckschmerz im Schuh zu lindern. Je nach verbliebender Beweglichkeit der Gelenke können unterschiedliche Verfahren zur Anwendung kommen. Die häufigste Operation ist die "Ausgradung" des Zehs durch eine Entfernung des steifen Gelenkes. Der Zeh wird anschliessend mit einem Draht im Knochen geschient. Dieser verbleibt circa vier Wochen und kann dann schmerzlos gezogen werden. 

Auch hier ist ein spezieller Schuh für vier Wochen notwendig. Das normale Laufen gelingt üblicherweise nach wenigen Tagen problemlos. Mit dem Draht kann sogar ohne Bedenken geduscht werden. Bis der Zeh vollständig abgeschwollen ist, vergehen jedoch bis zu drei Monate nach der Operation.

Die Abnutzung des Grosszehengrundgelenkes kommt häufiger bei Patienten vor, deren grosser Zeh länger ist, als die zweite. Diese Fussform wird ägyptischer Fuss genannt, während bei einer längeren zweiten Zehe von einem griechischen Fuss gesprochen wird. Intensive sportliche Belastung mit Sprints und Sprüngen kann die Abnutzung fördern.

Meist erscheint das Gelenk durch kleine Anbauten am Knochen etwas dicker als die Gegenseite. Zu Beginn können Spritzen und Schuhe mit einer harten Sohle helfen. Langfristig ist jedoch oft die Versteifung des Gelenkes in einer optimalen Position nötig. Mit einer solchen Versteifung werden keine speziellen orthopädischen Schuhe benötigt. Nach der Heilung ist selbst joggen ohne Einschränkungen wieder möglich. Bei der Versteifung werden Schrauben und je nach Knochenqualität eine kleine Platte eingesetzt. Die Heilung des Knochens dauert üblicherweise sechs bis acht Wochen.

Wie bei fast allen Operationen am Fuss ist auch hier ein spezieller Schuh für sechs bis acht Wochen zur Entlastung notwendig. Gehstöcke helfen, eine stärkere Schwellung des Fusses durch eine Entlastung zu verhindern. Sportliche Aktivitäten, die den Fuss belasten, können nach drei Monaten wieder aufgenommen werden.

Der Bänderriss am Sprunggelenk durch Umknicken ist die häufigste Verletzung am Körper. In aller Regel sind die Aussenbänder am Knöchel betroffen. Die Schwellung nach einer solchen Verletzung kann massiv sein. Allerdings stellt sie nicht allein die Schwere der Verletzung dar. 

Während Sehnen an einem Ende mit einem Muskel verbunden sind und sich daher bei einem Riss wie ein Gummiband zurückziehen können, bleiben die Bänder an Ort und Stelle. Die Bänder sind mit der Gelenkkapsel des Sprunggelenks verwoben. Daher heilen die Aussenbänder auch fast immer ohne eine Operation in ihrer ursprünglichen Länge und Festigkeit aus. Bandagen schützen das Gelenk während der Heilungsphase. Die frühzeitige, stufenweise Physiotherapie leistet in der Genesung einen wertvollen Beitrag.

Verbleibt ein Instabilitätsgefühl oder kommt es selbst bei kleinen Unebenheiten immer wieder zum Umknicken des Sprunggelenks, muss die Funktion der Bänder genauestens geprüft werden. Neben der Bildgebung ist eine Untersuchung durch den Facharzt unerlässlich. Alle Faktoren, die eine Instabilität begünstigen müssen hier beurteilt werden. 

Falls eine Operation zur Stabilisierung des Sprunggelenkes erforderlich wird, können inzwischen auch rein minimalinvasive Verfahren angewendet werden. Begonnen wird hier immer mit einer Spiegelung (Arthroskopie) des oberen Sprunggelenks über zwei etwa 5 mm grosse Schnitte in der Haut. Bei der Spiegelung kann neben der Stabilität auch der Knorpel betrachtet und beurteilt werden. Kleine Verletzungen am Knorpel können umgehend mitbehandelt werden. Bei leichtern Instabilitäten kann die gesamte Operation arthroskopisch durchgeführt werden. Bei schwereren Fällen wird anschliessend auf eines der konventionellen Verfahren gewechselt. Stark beschädigte Bänder können mit Sehnen vom eigenen Körper oder durch kräftige Fäden verstärkt werden.

Nach dem Eingriff wird das Sprunggelenk in einem Walker oder Vacuped, der bis kurz unter das Kniegelenk reicht, ruhiggestellt. Im Walker darf nach wenigen Tagen voll belastet werden. Die Ruhigstellung ist für sechs Wochen erforderlich. Anschliessend empfehlen wir für weitere sechs Wochen nochmals eine Bandage. Physiotherapie kann bereits während der ersten Wochen begonnen werden und steigert sich in ihrer Intensität bis die Sicherheit und Stabilität vollumfänglich zurückgewonnen wurde. Der Beginn der sportlichen Aktivität ist abhängig von der Belastung des Gelenkes und dauert bei Sportarten mit Sprüngen oder Gegnerkontakt bis zu sechs Monate.

Ein Riss der Achillessehne ist ein sehr einschneidendes Erlebnis. Neben dem oft hörbaren Knall ist der sofortige Kraftverlust der Wadenmuskulatur markant. Besonders häufig betroffen sind gestandene Männer bei Sportarten mit schnellem Antritt wie Squash, Badminton oder Tennis. Manchmal sind im Vorfeld belastungsabhängig minimale Schmerzen der Achillessehne aufgetreten, die von leichten Entzündungen der Sehne herrühren.

Die Therapie des Achillessehnen-Risses ist unter Experten heute mehr denn je umstritten. Während früher jede Achillessehne genäht wurde, richtet sich die Behandlung aktuell nach mehreren Kriterien, die vom Spezialisten beurteilt und gegeneinander abgewogen werden. So kann die konservative – nicht operative – Therapie zu hervorragenden Ergebnissen führen und vermeidet die möglichen Komplikationen einer Operation. 

Die konservative Behandlung benötigt einen speziellen Schuh oder Walker mit einer Erhöhung der Ferse. Diese ist üblicherweise ausgeprägter als nach einer Operation und wird auch etwas länger getragen. Durch die Erhöhung der Ferse wird die Lücke zwischen den Sehnenenden verkleinert und die Heilung begünstigt. Die Erhöhung wird stufenweise immer weiter reduziert, bis der Fuss wieder eben auf dem Boden steht. Gehstöcke sind zur Sicherheit beim Laufen anfangs empfohlen. Die Muskulatur der Wade reduziert sich durch die Ruhigstellung deutlich. Es kann mit einem Jahr gerechnet werden, bis der Muskelaufbau den Ausgangszustand wieder erreicht. Allerdings ist dieser Zeitraum auch bei operierten Patienten nicht kürzer.

Ihre Ansprechpersonen

Primoz Potocnik
Leitender Arzt
Orthopädie / Unfallchirurgie, Leiter Fuss- / Sprunggelenkchirurgie

Dr. med. univ. Primoz Potocnik

Thomas Perren
Chefarzt
Orthopädie / Unfallchirurgie, Leiter Becken- / Hüftchirurgie

Dr. med. Thomas Perren