Die Schnittstelle zur Kommission für Strahlenschutz | Kantonsspital Graubünden

Die Schnittstelle zur Kommission für Strahlenschutz

04. Jan. 2024
Im November ist Dr. med. Stefan Kneifel, Chefarzt Nuklearmedizin am KSGR, vom Bundesrat zum Präsidenten der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz (KSR) gewählt worden. Er wird diese Funktion für vier Jahre innehaben. Im Interview erklärt er, was die Kommission macht und was seine Aufgaben als Präsident sein werden.
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Dr. med. Stefan Kneifel, Chefarzt Nuklearmedizin am KSGR und Präsident der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz (KSR)
Dr. med. Stefan Kneifel, Chefarzt Nuklearmedizin am KSGR, ist seit Anfang Jahr Präsident der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz (KSR).

Können Sie uns kurz erklären, was die Aufgabe der KSR ist?

Kneifel: Die Aufgaben sind in einem Artikel im Strahlenschutzrecht festgehalten. Wir haben diverse Aufträge. Dazu gehört zum Beispiel die Beratung der Behörden, aber auch die Information der Bevölkerung über Entwicklungen im Strahlenschutz.
 

Haben Sie da konkrete Beispiele?

Ein grosses Thema war in den letzten Wochen und Monaten die Frage, was passiert, wenn im Ukrainekrieg Atomwaffen eingesetzt oder zum Beispiel das Atomkraftwerk Saporischschja bombardiert würde. Auch die Abgabe von Jodtabletten ist ein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Ein weiteres Thema sind Altradiumabfälle: Früher wurden die Leuchtziffern von Armbanduhren mit radioaktiver, leuchtender Farbe gemalt, was gesundheitliche Folgen für die Ziffernmalerinnen und -maler aber auch für die Umwelt hatte.
 

Wie setzt sich die Kommission zusammen?

Die Kommission hat 15 Mitglieder. Ein Querschnitt der Berufe, die es im Strahlenschutz so gibt. Einerseits sind das technisch orientierte Berufe wie Physiker und Ingenieure, aber auch Ärzte sind dabei. Dann gibt es Spezialistinnen für Strahlenschutz und Sicherheit des Paul-Scherrer-Instituts und Leute aus dem Bereich der Entsorgung. Beratend sind auch Vertreterinnen und Vertreter der Behörden, wie dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), der SUVA, dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und der Nationalen Alarmzentrale (NAZ) mit dabei.
 

Wie oft treffen Sie sich?

Viermal pro Jahr. Dreimal davon in Bern beim BAG. Dort haben wir sozusagen unsere Homebase. Einmal treffen wir uns «extra muros». Quasi wie das Bundesratsreisli (lacht).
 

Sie waren die letzten vier Jahre bereits Mitglied der Kommission, nun sind sie ihr Präsident. Wie verändern sich da Ihre Aufgaben?

Vor allem kommt die Koordination der Abläufe hinzu. Es braucht jemanden, der als primärer Ansprechpartner fungiert, die Sitzungen vorbereitet und leitet sowie die Ergebnisse zusammenfasst, in schriftliche Form bringt und dann den Initianten der Anfrage rückmeldet. Sozusagen eine Schnittstelle der KSR nach aussen, wobei hier sehr viel Arbeit auch von unserem wissenschaftlichen Sekretär im Bundesamt für Gesundheit übernommen wird.
 

Und was passiert dann mit so einer Anfrage?

Kommt ein Thema zu uns, beginnt unsere koordinierende Arbeit. Die Stellungnahme wird meist von einem Mitglied der Kommission entworfen. Danach macht sie in der ganzen Kommission die Runde und die verschiedenen Spezialistinnen und Spezialisten geben ihren Input dazu. Oft sind es interdisziplinäre Themen, die den Input von mehreren Mitgliedern erfordern, manchmal leidet man selber auch unter einer gewissen "déformation professionelle" und übersieht Dinge, die anderen sofort auffallen. Gemeinsam kommt man am besten zum Ziel.