Als grosses Gelenk der unteren Extremität (grösstes Gelenk des menschlichen Körpers) wird das Knie stark belastet. Seine Mechanik, die häufig fälschlicherweise mit einem Scharnier verglichen wird, ist viel komplexer. Nur ein optimales Zusammenspiel der gelenkbildenden Knochen (Oberschenkel, Kniescheibe, Schienbeinkopf), deren Form mit ihrer jeweils grossen Gelenksfläche, den Menisken und den zahlreichen Bändern ermöglichen einen perfekten Bewegungsablauf bei guter Stabilität. Entsprechend ist das Gelenk anfällig auf übermässige axiale Last insbesondere aber auch Verdrehtraumen mit Knochen- und via Bandverletzungen. Abnützungsschäden und Arthrosen werden leider zunehmend nicht nur im Alter beobachtet.
Im Kantonsspital Graubünden werden seit über 25 Jahren künstliche Kniegelenke eingesetzt. In dieser Zeit hat die Häufigkeit dieser Operation zugenommen und sich dem Ersatz des Hüftgelenkes angeglichen. Nebst den altersbedingten Abnutzungsschäden (Arthrose) bestehen in unserer Wintersportregion natürlich zunehmend auch schwere Folgezustände nach entsprechenden Kniegelenksverletzungen. Letztere, aber auch insgesamt stellt die sorgfältige Prüfung und Hinterfragung der Indikation für die Prothesenversorgung einen entscheidenden Schritt in der Betreuung dieser Patienten dar. Operationstechnisch sind Bewegungsablauf wie Bandstabilitäten zu berücksichtigen, um schlussendlich zu guten Resultaten zu kommen. Hierfür stellt die Orthopädie des Kantonsspitales Graubünden durch entsprechende Spezialsprechstunden, grosse Erfahrung und Anzahl Operationen ein Kompetenzzentrum für solche Versorgungen dar.
Das Kniegelenk wird durch die beiden Rollen des Oberschenkelknochens, das Schienbein und die Kniescheibe gebildet. Alle Gelenkflächen sind von einer Knorpelschicht überzogen. Bei Vorliegen einer Kniearthrose (Gonarthrose) ist dieser Knorpelüberzug abgenutzt. Durch einen krankhaften Knorpelverschleiss bewegt sich Knochen auf Knochen, was einen äusserst schmerzhaften Zustand darstellt.
Die Ursachen einer Kniearthrose sind nicht immer bekannt. Nebst der altersbedingten Abnutzung besteht ein häufiger Grund in der Fehlstellung, respektive einer krummen Beinachse (O-Bein oder X-Bein).
Die Arthrose-Beschwerden beginnen oft schleichend, oftmals als sogenannter Anlaufschmerz nach längerem Sitzen. Die ersten Schritte sind mühsam und schmerzhaft, weil das Gelenk wie "eingerostet" scheint. Im Krankheitsverlauf wird die Gehleistung aufgrund der Schmerzen zusehends geringer. Die Behinderung im Alltag nimmt zu.
Arthrose kann grundsätzlich nicht geheilt werden. Die Schmerzen können mit ersten therapeutischen, nicht operativen Massnahmen gelindert werden. Bei den meisten Patientinnen und Patienten sind die Knorpelflächen jedoch sowohl innen als auch aussen im Kniegelenk oder gleichzeitig auch hinter der Kniescheibe derart abgenutzt, dass mit der Ärztin, dem Arzt eine Operation besprochen werden sollte.
Bei der Implantation eines künstlichen Kniegelenkes geht es darum, die zerstörten Gelenksflächen am Schienbeinkopf, Oberschenkelknochen und allenfalls auch Kniescheibe zu ersetzten. Analog zum Hüftersatz erfolgt auch hier einerseits eine sorgfältige klinische und radiologische Beurteilung, die in die Wahl der Implantate und die Planung einfliesst. Mit einer entsprechenden Planungssoftware wird auch hier versucht die zerstörten Gelenksflächen durch metallische Implantate so zu ersetzen, dass Grösse, Form und Winkelverhältnisse möglichst nahe an die jeweilige natürliche Knieform herankommen, so dass im Zusammenspiel mit dem intakten Seitenbandapparat eine gute und stabile Gelenksfunktion erreicht wird. Dieses Vorgehen ist technisch im Vergleich zur Hüftprothetik insofern schwieriger, da in sämtlichen Beuge- und Streckstellungen ein konstanter Zwischenraum geschaffen werden muss, der der Implantatgrösse entspricht unter ausgeglichener und balancierter Spannung des Seitenbandapparates. Einzig bei vorbestehenden Bandschäden oder auch bei Wechseloperationen werden sogenannte teilgeführte Prothesen verwendet, deren Stabilität nicht mehr auf dem Seitenbandapparat beruht. Da diese Komplexität der Gelenksmechanik deutlich über jener eines Kugelgelenkes bei der Hüfte liegt, ist auch die postoperative Nachbehandlung und Physiotherapie etwas aufwändiger.
Weitere Informationen erhalten Sie in unserer Broschüre Patienteninformation Künstliches Kniegelenk (PDF)