Dank der medizinischen Fortschritte können heute Leiden schwer kranker Menschen gelindert und Krankheiten geheilt werden, die früher als unheilbar galten. Ohne den Einsatz hochentwickelter Technologien könnten die erwähnten Ziele nicht erreicht werden.
Die Strahlenbehandlung wird durchgeführt, um Ihnen zu helfen. Leider ist jede Behandlungsmassnahme mit Nebenwirkungen und Risiken verbunden, so auch die Strahlentherapie. Je nach Ort und Intensität der Strahlentherapie sind die Nebenwirkungen sehr verschieden.
Bei kleinen Bestrahlungsfeldern oder bei Bestrahlungen in unkritischen Regionen ist es durchaus möglich, dass Sie von der Behandlung nicht viel spüren. Sie können dann während der Strahlentherapie Ihr gewohntes Leben weiterführen. Vermeiden Sie jedoch grössere psychische und körperliche Belastungen. Da der Organismus in dieser Zeit anfälliger für Krankheitserreger ist, sollten Sie sich vor ansteckenden Krankheiten schützen bzw. den Kontakt mit Leuten, welche eine Infektionskrankheit haben, meiden. Gönnen Sie sich genügend Ruhe und Entspannung. Mässige Bewegung wie zum Beispiel kleinere Spaziergänge kann sich auf Ihren Organismus positiv auswirken. Entspannungsübungen vor, während und nach der Therapie können viel zu Ihrem Wohlbefinden beitragen und die Behandlung für Sie erträglicher machen.
Bei jeder externen Bestrahlung durchdringen die Strahlen zuerst die Haut. Heutige Strahlenbehandlungen belasten die Haut in der Regel weniger intensiv als früher. Die Nebenwirkungen an der Haut beschränken sich im Allgemeinen auf örtlich begrenzte, sonnenbrandähnliche Symptome wie Rötung, Schwellung und Wärmegefühl. Sie können die Symptome der Hautreaktion etwas mildern, indem Sie die folgenden Punkte beachten:
- Jede zusätzliche Reizung der Haut vermeiden wie Sonne, Wärmeflaschen, Eisbeutel, eng anliegende Kleidung und Kosmetika.
- Auf Juckreiz nicht mit Kratzen reagieren. Kühlende Umschläge helfen den Juckreiz lindern.
- Die Haut so oft wie möglich unbedeckt lassen, jedoch unbedingt vor der Sonne schützen.
- Darauf achten, dass die Haut möglichst trocken bleibt.
- Beim Waschen die bestrahlten Bereiche nur vorsichtig abtupfen, nicht abreiben. Die Haut mit einem weichen Tuch oder mit einem kalt eingestellten Föhn trocknen. Eine lauwarme Dusche ist einem Vollbad vorzuziehen.
- Kleider aus Baumwolle oder Seide sind hautfreundlicher als solche aus synthetischen Stoffen.
- Elektrische Rasuren reizen die Haut weniger als Nassrasuren. Es sollte jedoch kein Rasierwasser verwendet werden.
Bitte machen Sie keine Experimente. Die Haut sollte ausschliesslich mit Mitteln gepflegt werden, welche vom Arzt verordnet worden sind. Manchmal bleibt die Haut auch nach Abschluss der Strahlentherapie für längere Zeit empfindlicher als vorher. Daher sollte die bestrahlte Region auch nach der Strahlentherapie sorgfältig gepflegt werden.
Im bestrahlten Bereich wird es praktisch immer zu einem Haarausfall kommen. Wenn die Bestrahlungsdosis nicht zu hoch gewesen ist, können sich die Haarwurzeln wieder erholen und die Haare wachsen 2 bis 3 Monate nach erfolgreicher Behandlung wieder nach. Den Haarverlust kann mit verschiedenen Kopfbedeckungen oder mit einer Perücke überbrückt werden.
- Wählen Sie, falls Sie es wünschen, Ihre Perücke bereits vor der Behandlung aus. Die Coiffeuse oder der Coiffeur können sich dann anhand Ihrer eigenen Haare ein Bild machen und die Zweitfrisur individuell und natürlich gestalten.
- Klären Sie vorher ab, wer die Kosten dafür übernehmen wird. Der behandelnde Arzt, der Sozialdienst des Spitals oder die kantonale Krebsliga wird Ihnen dabei behilflich sein.
Bei Bestrahlung der Schleimhäute - dies betrifft hauptsächlich die Kopf-Hals-Region - kommt es meistens zu Veränderungen des Geschmackssinnes, Reizungen und Entzündungen der Schleimhäute, Mundtrockenheit, Zahnbelägen und Zahnfleischentzündungen. Bei Bestrahlung der Speicheldrüsen wird der Speichelfluss spärlicher und zähflüssiger. Die qualitative und quantitative Veränderung des Speichels begünstigt die Karies- und Parodontosebildung.
Es ist möglich, dass einzelne Zähne, die während der Strahlenbehandlung Probleme verursachen können, vorher gezogen werden müssen. Aus diesem Grund sollte vor der Strahlentherapie unbedingt eine Kontrolle bei Ihrem Zahnarzt stattfinden, um allenfalls schadhafte Zähne zu sanieren.
Um die beschriebenen Symptome der Strahlentherapie zu mildern, sollten während der Behandlung folgende Massnahmen getroffen werden:
- Achten Sie auf eine gründliche und konsequente Mund- und Zahnpflege. Sie sollten nach den Vorschriften Ihres behandelnden Arztes bzw. behandelnden Ärztin erfolgen (Mundspülungen, tgl. Zahnfluorierung).
- Der unangenehme Geschmack im Mund kann durch regelmässige Spülungen mit Kamillen- oder Salbeitee günstig beeinflusst werden.
- Verwenden Sie bei Mundtrockenheit synthetischen Speichel, den man unbedenklich mehrmals täglich in die Mundhöhle sprühen kann. Es kann auch von Nutzen sein, immer eine kleine Flasche mit Wasser bei sich zu haben.
- Vermeiden Sie unbedingt zusätzliche Reizungen der Schleimhäute durch Alkohol, Nikotin, Fruchtsäfte sowie scharf gewürzte und stark gesalzene Speisen. Ungünstig sind ebenfalls zuckerhaltige, klebrige sowie trockene und feinkörnige Speisen.
Bei Bestrahlung der Speiseröhre und des Magen-Darm-Traktes treten, ausser Schluckstörungen, auch Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen und Bauchschmerzen auf. Entzündungen im Magen-Darm-Trakt führen häufig, infolge Reizung des Brechzentrums im Hirn, zu Übelkeit und Erbrechen.
Diese Beschwerden sind in der Regel vorübergehend und klingen nach Abschluss der Behandlung allmählich ab. Einige dieser Symptome können medikamentös bzw. durch Anpassung oder Umstellung der Ernährung zumindest gelindert werden. Eine möglichst gesunde und ausgewogene Ernährung bietet dem Organismus alle lebenswichtigen Stoffe. Fett- und zuckerhaltige Nahrungsmittel sollten gemieden werden. Um den Magen-Darm-Trakt zu entlasten, sollten Sie öfter kleine Mahlzeiten zu sich nehmen, die Speisen gut kauen und soviel wie möglich trinken. Auf Alkohol, Nikotin, Fruchtsäfte sowie stark gewürzte und gesalzene Speisen sollte man möglichst verzichten. Auch Arzneimittel können die Magenschleimhaut reizen. Sie sollten daher - falls vom Arzt oder der Ärztin nicht ausdrücklich verordnet - nicht auf den nüchternen Magen eingenommen werden.
Manchmal kommt es infolge Veränderung der Geschmacksempfindung zu Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme. Bei starkem Gewichtsverlust muss die Ernährung mit Fertigprodukten in flüssiger Form ergänzt werden. Diese Produkte enthalten alle wichtigen Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweisse, Spurenelemente und Vitamine und sind in den verschiedensten Geschmacksrichtungen vorhanden. Falls eine natürliche Nahrungsaufnahme erheblich eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich ist, muss die Nahrungsaufnahme vorübergehend über eine Magensonde (sog. PEG) erfolgen. Ein zu starker Gewichtsverlust muss unbedingt vermieden werden, da dadurch sowohl die Toleranz gegenüber den Strahlen vermindert als auch die Erholungsphase nach der Strahlentherapie verzögert wird.
Vor Krebsdiäten ist unbedingt abzuraten, da ihre Wirkung nicht bewiesen und diese oft sehr einseitig sind. Im schlimmsten Fall kann der Organismus durch eine solche Fehlernährung zusätzlich geschwächt werden.
Nach Abschluss der Strahlentherapie dauern die Nebenwirkungen noch 2 bis 3 Wochen an. Während dieser Zeit sollten Sie die oben erwähnten Empfehlungen noch einhalten. Danach können Sie dann zu Ihrer gewohnten Ernährung übergehen. In der Broschüre der Krebsliga "Ernährungsprobleme bei Krebs" finden Sie nützliche Tipps und Anregungen.
Wird der Unterleib bestrahlt, kann es zu vorübergehenden Reizungen der Harnwege kommen. Dabei können Schmerzen und ein unangenehmes Dranggefühl mit häufigem Wasserlösen auftreten. Möglich sind auch Reizungen und Entzündungen im Mastdarm mit Veränderungen der Stuhlgewohnheiten.
Bei Bestrahlungen des kleinen Beckens wird infolge Ausfall der Eierstockfunktion die Menstruation ausbleiben. Bestrahlungen können auch die Sexualität beeinträchtigen. Entzündungen der Schleimhäute verursachen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Auch Unlustgefühl sind während der Strahlentherapie bei Frauen und Männern nichts Aussergewöhnliches. Falls Ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, sollten Sie unbedingt vor der Strahlentherapie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin darüber sprechen.
Eine positive Einstellung zur Therapie kann Ihnen helfen, die Behandlung besser zu ertragen. Die Behandlung und Bewältigung der Krankheit erfordern psychische und physische Energie und Kraft. Bitte denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind.
Vielleicht möchten Sie die Behandlung durch eine Methode der Komplementärmedizin (früher Alternativmedizin) ergänzen. Wählen Sie aus dem breiten Angebot jene Methode, die Ihnen und Ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht. In der Broschüre "Komplementärmedizin - Möglichkeiten, Grenzen, Risiken", herausgegeben von der Krebsliga, finden Sie weitere Informationen. Oft ist es auch nützlich, mit anderen Betroffenen Erfahrungen auszutauschen. Die Kantonale Krebsliga kann Ihnen weiterhelfen.