Neue Therapie für das fortgeschrittene Prostatakarzinom | Kantonsspital Graubünden

Neue Therapie für das fortgeschrittene Prostatakarzinom

27. Jan. 2023
Ab Frühjahr 2023 wird am KSGR die Therapie mittels gezielter Bestrahlung beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom angeboten. Die Behandlung mit dem Radionuklid 177Lutetium-PSMA stellt einen weiteren Meilenstein in der modernen Therapie dieser Erkrankung dar.

Während vieler Jahre waren die Behandlungsmöglichkeiten für Männer mit metastasiertem Prostatakarzinom eingeschränkt. Neben der Hormonentzugstherapie (Androgendeprivation, ADT) und der Chemotherapie mit Docetaxel bestanden keine Therapieoptionen mit nachgewiesenem Überlebensvorteil. Dies hat sich seit 2011 deutlich gebessert: dank neuartiger antihormoneller Substanzen (Abirateron, Enzalutamid) konnte die Prognose für die meisten betroffenen Männer stark verbessert werden. Leider ist die Erkrankung jedoch auch darunter im Verlauf fortschreitend. Hier setzt die Behandlung mit 177Lu-PSMA neue Massstäbe. Es handelt sich dabei um ein Radiopharmakon, welches spezifisch an PSMA bindet, ein Membranantigen, welches sich auf Prostatakrebszellen findet. So kann gezielt eine Strahlenquelle direkt an die Prostatakrebszelle gebracht werden. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein des PSMA an der Zelloberfläche. Dies kann mit der diagnostischen 18F-PSMA-PET/CT geprüft werden. Die Patienten werden zuerst dieser Untersuchung unterzogen. Anschliessend wird am interdisziplinären Tumorboard der Entscheid zur Behandlung mit 177Lu-PSMA gefällt.
 

Gute Verträglichkeit

Die Therapie mit 177Lu-PSMA muss aus Strahlenschutzgründen kurzstationär vorgenommen werden. Nach intravenöser Verabreichung muss der Patient für drei Nächte (Freitag bis Montag) im KSGR stationär bleiben. Die Behandlung wird alle 6 Wochen für insgesamt 4 bis 6 Gaben wiederholt. Die Toleranz der Therapie ist meistens sehr gut. Die Hauptnebenwirkungen bestehen aus Mundtrockenheit sowie trockenen Augen (die Speicheldrüsen und Tränendrüsen exprimieren ebenfalls PSMA). Klassische Chemotherapie-Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Nausea und Myelosuppression sind hingegen selten und fallen meist mild aus. Verschiedene Studien konnten einen Überlebensvorteil für die Therapie mit 177Lu-PSMA für Patienten mit kastrationsresistentem metastasiertem Prostatakarzinom mit Progress unter modernen antihormonellen Medikamenten nachweisen.

Wir sind froh und stolz, diese moderne, wirksame und gut verträgliche Therapieoption am KSGR ab Frühjahr 2023 anbieten zu können. Bei Fragen zu dieser neuen Therapie können Sie uns gerne direkt kontaktieren.